Freitag, 31. Oktober 2014

Atelier 5BLANKS - Schondorf


2 = 1
Fuhrmann + Blank
MailArt-Archive

 25.10  - 16.11. jeweils SA+SO 15-18 Uhr

Im Atelier 5B in Schondorf gab es diesmal mehr als nur eine Vernissage. Denn zur Eröffnung der Ausstellung "2 = 1" gab es gleich nach der Laudatio eine ungewöhnliche Performance der MailArt, um den Titel der Ausstellung auch gleich besser zu verstehen.


Am Zeichentisch saßen sich die Malerin Christina Blank und der MailArt Künstler Thorsten Fuhrmann gegenüber und lieferten sich gleich mehrere Einminuten-Duelle. Dazu  bewaffneten sie sich mit einer leeren Postkarte, Stiften und Stempeln. Nach einer Minute wurden die bemalten Postkarten wie beim Kindermalspiel getauscht und die Zeichnung des MailArt-Partners zu Ende geführt. Heraus kamen übermalte Stempelkarten und bestempelte Malereien in bunter Vielfalt, die der Galerist Jürgen Blank mit einem Empfangsstempel versah, und eine neue Kunstszene war geboren: die DuellArt.


Um Werke in Postkartengröße geht es überhaupt bei dieser aufwendigen Ausstellung: alle Wände wurden mit großer Sorgfalt behängt. Thorsten Fuhrmann öffnete die Schatztruhe aus den MailArt-Archiven der drei Künstler und konnte etliche Projekte dieser kleinformatigen, nicht kommerziellen Kunstszene vorstellen. So z. B. Retourenkarten aus den 70er Jahren oder Blicke aus dem Fenster. Jürgen Oliver Blank wiederum verblüffte mit einer dicken Mappe voller Briefmarkenseiten, alle von Künstlern gestaltet und wie er versicherte wirken die so authentisch, dass selbst die Post sie anerkennt.

Gefallen fand insbesondere die allererste MailArt-Postkarte von Thorsten Fuhrmann, die der Künstler mit achtzehn Jahren noch als aufwendigen Linoldruck gestaltet hatte. Begeistert kann man von der Kreativität der spontanen Einsendungen aus aller Welt sein. Auch als professioneller Künstler erfreut man sich an der kulturellen Vielseitigkeit der Arbeiten, lernt manches hinzu und wird angeregt sich selbst an den Maltisch zu setzen und eine ausgelegte Karte im Atelier 5B zu gestalten.

MailArt von Thorsten Fuhrmann

Man muß den Galeristen Christina und Jürgen Oliver Blank und dem Huglfinger Künstler Thorsten Fuhrmann nicht nur für ihre sehr anschauliche Darstellung der verschiedenen Spielarten der MailArt ein großes Kompliment aussprechen, sondern darf vielmehr auch dankbar sein, dass sie die Kunstrichtung der MailArt gleich mit einigen hervorragenenden Werken des bekannten, japanischen Mail-Artisten Ryosuke Cohen nach Schondorf und somit an den Ammersee gebracht haben.

Fractal Portrait of Ryosuke Cohen and Thorsten Fuhrmann - Ryosuke Cohen

Der aus Osaka stammende Mail-Artist startete im Juni 1985 ein weltweites Kunstprojekt namens Brain Cell, wobei er internationale Künstler bat eine kleine Fläche eines vorgegebenes Papiers zu bestempeln oder zu bemalen und es an den nächsten Künstlerfreund zu verschicken. So entstand ein gemeinsames Kunstwerk, das der japanische Künstler zusammenfügte und mit einem speziellen Seidendruck auf 150 Kopien vervielfältigte, und mit den Namen aller Teilnehmer an die Künstler zurückschickte. 

Die Kernaussage des Brain Cell Projects lag darin zu zeigen, dass in einem gemeinsamen Kunstprojekt jeder künstlerische Akt eines Künstlers in die Kunst des anderen übergeht und Teil des Gesamtkunstwerkes werden kann. In seinem darauffolgenden Fractal Portrait Project nimmt nun der Künstler Ryosuke Cohen diese gemeinsam gestalteten Kunstdrucke als Hintergrund und porträtiert darauf sich und seine Kunstfreunde. Eine sehr nette, künstlerisch wie menschliche Geste, die Freundschaften unter Künstlern weltweit vorantreiben soll. So bereist der MailArtist Ryosuke Cohen Jahr für Jahr die Welt, um seine Kunstfreunde persönlich kennenzulernen und sie dabei nach seiner Art zu porträtieren. Das fraktale Porträt offenbart somit die künstlerischen Gemeinsamkeiten und vereint die Künstler, auch wenn sie nicht die gleiche Sprache sprechen.

Eine ungewöhnliche Ausstellung, die gute Laune macht.  


St.-Jakob´s Bergerl 2, Schondorf am Ammersee
gegenüber Dampfersteg



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