Dienstag, 18. September 2012

Atelier 5B - Schondorf





Vier Fotokünstler präsentierten in Schondorf ihre neueste Werke

von Katrin Gabriel

Im kleinen feinen Atelier 5B in Schondorf, St.-Jakob’s Bergerl 2, zeigten an
drei Wochenenden vier Fotokünstler ihre Arbeiten:
Jürgen Oliver Blank, Reinhard Giebelhausen, Martina Marten und Michael Reiserer.

Der Galerist Jürgen Oliver Blank zeigte mit seinen Fotoarbeiten durchweg Landschaften,
überwiegend in SW. Doch scheint dieses Schwarz für Leblosigkeit oder gar Morbidität zu stehen.
Das Grün einer Weidenansicht bezeugt eher verseuchtes Gelände als fette Wiesen.
Geradezu schaurig ist die Stadtansicht von Edinburgh über der trostloses schwärzliches Gewölk drängt
mit dem passenden Namen: „City of lost souls“. Blanks Bilder erscheinen geradezu als Mahnung,
mit unserer Welt viel sorgsamer umzugehen.

Die Fotos von Reinhard Giebelhausen zeigen fast ausschließlich architektonische Motive,
von recht unterschiedlicher Sichtweise. Vier zusammen hängende Bilder erinnern an
bunte Kristallprismen Lyonel Feiningers, andere erscheinen als zart gezeichnete Bleistiftskizzen
und stellen prächtige Stadtpalais dar. Auf anderen wachsen Häuserzeilen hoch aus warmen Farbtönen heraus.

Martina Marten suchte für ihre Werkschau gut beobachtete harmonische Naturmotive und Menschen aus,
die sie manchmal bearbeitet und damit verfremdet hat. Es sind Bilder, die Wohlgefühl vermitteln,
die jeder kennt und erkennen kann, auch zwei kleine Akte.

Michael Reiserer führt uns zwar Ausschnitte aus der uns bekannten Außenwelt vor, doch versteht er es,
den Betrachter seiner Bilder mit klarer nüchterner Art in schwarz/weiß zu überraschen.

Der Galerist fügte mit feinem Gespür die beiden Puristen in einem Raum zusammen: seine eigenen und die von Reiserer.


Kontakte:
www.5Blanks.com
www.fotokunst-im-wortraum.de
www.martinamarten.de
www.michaelreiserer.de

 

 

 

Die 24. Open Art in München vom 14.-16.9.2012

von Katrin Gabriel, 18.9.2012

Zu einem Kunstwochenende besonderer Art luden 65 Galerien gleichzeitig ein.
Die Open Art ist eine Initiave Münchener Galerien, die einer Kunstmesse gleicht,
Nur sind diese nicht unter einem Hallendach versammelt, sondern über die Stadt verteilt,
Die Open Art München fand heuer zum 24. mal und wie immer im September statt.

In einigen Münchner Bezirken befanden sich Schwerpunkte mit Galeriehäufungen. So um das Pinatotheken-Areal mit Schwabing, die Maximilianstraße und das Gärtnerplatzviertel. Zwar wurde die Erreichbarkeit mit Shuttlebussen erleichtert. Doch ohne Vor-Auswahl wären die Kunstinteressierten mit 65-facher Vielfalt künstlerischen Schaffens restlos überfordert gewesen.

Ich wählte das Gärnterplatzviertel mit Reichenbach- und Buttermelcherstraße.
Dort zeigte z. B. die Galerie Karl Pfefferle (Reichenbachstr. 47) Werke des Künstlers Leif Trenker, die an unscharfe Natur-Fotografien denken ließen. Auf vielen Bildern sorgten Personen für Aufmerksamkeit.

Ganz anders die schwarz weiß Fotos der Galerie Raffaele Celentano (Reichenbachstr. 23). Meist großformatig, mit italienischen Genre, erregten sogartige Aufmerksamkeit. Auf einem der Fotos, vom Venezianischen Fischmarkt, erhöhten rot getönte Markisen die Spannung, auf dem nächsten lugten zwei junge Italiener beim Autoanschieben unter den Rock einer Ragazza.

Weiter zur Buttermelcherstr. 15, zur Galerie Kampl. Auf nur wenigen Wänden bot sie Bilder des Newcomers Burkhard Held an. Dessen großformatigen expressiven Landschaften konnte ich nur die Note 1+ geben: stimmige Farbwahl, durchdachte Kompositionen.

Als nächstes Besuch Galeriemeile Maximilianstraße. In Haus Nr. 25 (Galerie Thomas) gab es kleinere Papierarbeiten, die man vernachlässigen konnte. Beeindruckend hingegen die sowohl zahlenmäßig wie qualitativ überlegenen Werke des in die USA ausgewanderten deutschen Malers Otto Piene. Er versteht es, mit wenigen Farben – meist nur zwei oder drei – im Auge Wohlklang zu erzeugen.

In Haus Nr. 22 ist im zweiten Stock die sehr bekannte Galerie Florian Trampler  untergebracht. Spiegelwerke und Fotoarbeiten von Andreas Horlitz sind in außergewöhnlicher Sichtweise präsent, für den der es mag. Für mich etwas enttäuschend.

Ganz anders die Werke von Antoni Pàpies und Francisco Farreras, zu sehen in der Galerie Rieder in der Maximillianstr. 22, 3. Etage. Farreras gab ich die Note 4, weil weder Farben noch Sujet überzeugte. Pàpies hingegen sehrgut, denn dieser Künstler schuf ganz eigene Werke, die kaum als Bilder zu bezeichnen sind:
Auf farblich minimal verändertem Ton zum Hauptwerk, ist stets eine Platte unterlegt, einem Rahmen ähnlich. Das „Bild“ besteht meist aus monochromen Brettern, mit Kordel oder Gurten fixiert, die Palette zurückhaltende Naturtöne. An einem der Bilder befinden sich am unteren Rand bugähnliche Holzfragmente.
Die Werke von Pàpies stellen sich tatsächlich als Novum dar.

Galerien im Pinakothek-Viertel


In der Fürstenstraße 11 zeigt die Galerie Jordanow Fotoarbeiten von Christian Schink.
Es sind große Landschaftsfotos in zurückhaltenden Grautönen.
Das Markenzeichen des Künstlers ist jeweils ein farbiger Stab oder Schweif.

Die Micheko Galerie, (Theresientr. 18) hängte Bilder in kleinen Formaten von etwa 40x50 cm
der Papierkünstlerin Risa Fukui. Die Untergründe sind hauptsächlich farbstark,
etwa rot oder türkis. Darüber liegen schwarz gestrichelte Motive, die stark verfremdet
Tiere darstellen: Nashörner, Wolf, Hase, aber auch Portraits.

Ganz anders großformatige Leinwandbilder im Atelier 53 (Theresienstr. 27) des Malers Eugen Virgil Facio.
Auf meist weiße Grundflächen legt dieser Künstler sehr grobe Striche, die durch dynamisch
temperamentvolle Farbigkeit Aufmerksamkeit erregen.

Gegenüber dem Museum Brandhorst verblüfft die Galerie Spektrum  (Theresienstr. 46)
mit Weißblechinstallationen von Nanna Melland. Über eine meterlange Wand sind schätzungsweise hunderte silbern schimmernde Flugzeuge verteilt, alle Form- aber
nicht Größenidentisch. Mit stecknadelgroßen Metallstiften sind sie teilweise überlappend,
am Rand auseinander gezogen, befestigt. Zum Zweiten findet man Papierbauten aus Pappe, die an offene architektonische Modellbauten denken lassen; sie werden von einer Miniatureisenbahn umfahren.

Beeindruckend allein die Namen der Künstler, die in der Galerie Thomas Modern (Türkenstr. 16)
gezeigt werden: Baselitz, Kiefer, Knoebel, Polke, Richter. Gleich in der Eingangshalle faszinieren
Arbeiten von Anselm Kiefer, einerseits durch Monumentalität, andererseits durch Farb- und Materialwahl.
Kiefer ist ja dafür bekannt, dass er außer Farben jede Art von Materialien mit einarbeitet.
In diesem Fall Ton, Schellack,  und Metall. Aufgeklebte Sonnenblumen oder ein aufmontiertes
Metallschiff wirken keineswegs befremdend, sondern gehören irgendwie dazu. Die expressive Art
in warmen Naturtönen von hellem Beige bis Schwarz und grober Strichführung übt sogartige Wirkung aus.
Klein und schlicht hingegen die Skizzen oder Farbübungen von Sigmar Polke und Gerhard Richter.
Dann wieder Riesenbilder von Georg Baselitz:. Ein grobstrichiger Fliederbaum und Kirche stehen üblicherweise auf den Kopf, entgegen dem Frühwerk mit zwei Kühen. Experimentell die bunten, bretterartigen Bilder von Imi Knoebel, mit seinen 11 nebeneinander hängenden leeren Keilrähmchen in 30x30 cm.

Im gleichen Haus wie Thomas Modern, hat die Galerie Wittenbrink ihre Räume, in denen derzeit
ein großformatiges Bildwerk von Rolf-Gunter Dienst gezeigt wird. Weitere Kunstwerke von Dienst zeigt
die Galerie in den Fuenfhöfen in der Theatinerstr. 14: breite Farb-Streifen oder Quadrate, feinst aufeinander
abgestimmt, beeindrucken den Betrachter. Als Kontrast dazu, sind in den Räumen in der Türkenstraße auch noch feine, äußerst zarte graue Tusche-Zeichnungen präsent, alle auf Büttenpapier, etwa 40x50 cm groß.

Galerie Maulberger ist im Rückgebäude Brienner Straße 7 untergebracht und präsentiert grobe Strichführungen auf großformatigen hellen Untergründen. Der Malkünstler Walter Stöhrer sagt zu seinen Bildern: „Die Schönheit wird konvulsiv sein, oder sie wird nicht sein.“

Direkt in der Briennerstr. 7 hat die Galerie Wimmer Bilder von Mica Knorr-Borocco und Eisenskulpturen
von David Werthmüller aufgenommen. Beide Kunstrichtungen ergänzen sich gut: die fast schwarzen,
etwas groben Skulpturen  unterstreichen das Zarte an den Bildwerken von Knorr-Borroco.
Im Eingansbereich dominieren beigegrundige menschliche Abbildungen, die mit sparsamer Farbigkeit
auskommen. Im hinteren Bereich sind farbprächtige großformatige Ölbilder präsent, die mit feinen Lasuren
eine Seenwelt durchscheinen lassen