Mittwoch, 11. Juni 2014

Diessener Ateliertage III

Der Grafiker und Kommunikationsdesigner


In Dettenhofen empfing uns Alexander Kowarzyk zu den Diessener Ateliertagen in seiner lichtdurchfluteten Zeichenschule und faszinierte uns mit seinen neuesten Arbeiten. Dabei handelt es sich um hervorragende, weißgehöhte Künstlerporträts vom weltbekannten Schauspieler Mario Adorf und dem Sänger der Kölsch-Rockband BAP Wolfgang Niedecken auf schwarzem Kartonhintergrund.


Wichtig ist für Alexander Kowarzyk nicht die originalgetreue Abbildung eines Menschen sondern vielmehr die künstlerische Übertragung, wie hier von einer Fotografie in eine Zeichnung, worin der vom Künstler wahrgenommene, wesentliche Charakterzug einer Person in dessen gezeichnetem Antlitz künstlerisch herausgestellt wird. Den bedeutendsten Gesichts- und somit Wesenszug arbeitet der Künstler in seinen Zeichnungen sehr fein heraus, sodass ein Teil des Kopfes bewusst weggelassen werden kann. Dieses bewußte Weglassen erhöht die Spannung beim Betrachter, der die Zeichnung nun im Geiste versuchen muss selber zu vervollständigen.

Als Portraitkünstler ist er vielen am Ammersee bekannt, denn sobald es Frühling wird sieht man ihn im Freien fröhlich, aber sehr engagiert am Seeufer in Diessen und Herrsching Menschen porträtieren. Einmal die Woche trifft er sich zudem mit seiner Raistinger Künstlergruppe zum gemeinsamen Portrait- und Aktmalen. So entstehen wöchentlich mehrere Bilder, die spontan in Tusche oder mit Kohle- und Rötelstift festgehalten sind.


Es ist das ständige Zeichnen, das den Künstler zu immer interessanteren Monotypien anleitet. Aus seinen Porträts tritt die Besonnenheit, die Introvertiertheit, die Besorgnis, die Verletzlichkeit und die Nachdenklichkeit der jeweils porträtierten Menschen hervor, die noch dazu atmosphärisch durch zerknülltes Zeichenpapier, zusätzliche Musterung, Schattierung und Strichführung dramatisiert wird. Seine Tuschezeichnungen auf braunem Papier von Städten aus der Toskana erinnern an Meisterwerke von Hans Thoma.


Der in Pfronten im Allgäu geborene Künstler begann seine Karriere als Glas- und Porzellanmaler und studierte danach Grafik und Malerei. Deshalb beherrscht er durch fortwährende Skizzen und Zeichnungen sowohl die ruhige wie auch die kraftvolle Strichführung meisterlich. Als Grafiker interessiert er sich für die figürliche Darstellung von Menschen und insbesondere von der Natur.  Es entstand eine Serie von wunderhübschen Arbeiten von verwelkten Blättern, die der freie Künstler im Diessener Schackypark gesammelt hat und sie mit dem im Park befindlichen Skulpturen thematisch in Bezug setzt.

Alexander Kowarzyk
Alexander Kowarzyk
Es sind gerade die kleinen Dinge im Leben auf die der Künstler besonders achtet und auf die er mit künstlerisch geschultem Auge näher hinsieht. So las Alexander Kowarzyk beim Radfahren eine kleine Feder auf, die er dann gekonnt mit blauem Filzstift in einem Triptychon mit einer stattlichen Breite von 1,80 m verewigt hat. Hierbei sieht man genau, dass in der ruhigen Hand und der Geduld des Meisters die wahre künstlerische Kraft liegt.


Als Kommunikationsdesigner war Alexander Kowarzyk viele Jahre für das Layout des BMW Magazins verantwortlich mit dem er den Preis für die beste Unternehmenszeitschrift gewann, lange bevor mit dem Computer auch das Desktop Publishing eingeführt wurde.  Nach seiner Zeit in München übernahm er redaktionelle und typografische Arbeiten bei einigen renommierten Verlagen und in Werbeagenturen im Stuttgarter Raum.

Zuletzt präsentierte der Künstler uns stolz eine künstlerische Koproduktion mit seinem Freund Kurt Römhild. Das Zeichenpapier, das Römhild zunächst mit Nagellack bemalt hatte, vollendete Alexander Kowarzyk sodann mit dem Porträt seines Künstlerfreundes. Eine solche künstlerische Zusammenarbeit sollte Schule machen, denn es kommen jeweils die kreativen Stärken von beiden Künstlern in einem einzigen Bild zur Geltung. Dies könnte zu einem neuen Kunsttrend führen, zumal namhafte Künstler angehenden, jungen Künstlern damit sehr helfen könnten ihren Bekanntheitsgrad schnell und nachhaltig zu steigern.



Da die Diessener Ateliertage leider nur alle zwei Jahre im Wechsel mit der Ausstellung "Das kleine Format" stattfinden werden, lohnt sich der Blick auf die Webseite des Künstlers und der Besuch seiner Zeichenschule, um sich künstlerisch fortzubilden und fachlich von seiner langjährigen Erfahrung zu lernen.

Alle Bildrechte : Alexander Kowarzyk

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